1. Herren: Liebes Pingpong,

Ich mag Dich. Irgendwie. Und das weißt Du auch. Ganz genau weißt Du das. Und was machst Du, Du dumme Sau? Am Samstag läßt Du mich noch ein 3:10 im Fünften aufholen. Bis des Gegners Holz in den hintersten Winkel der Umkleide kracht. Mann! Und am Sonntag trittst Du mir dann als Belohnung heftig in den Hintern. Lässt mich lediglich ein laues Lüftchen versprühen. Na gut. Vorher war es minder schlecht. Mann! Aber damit machst Du es Dir zu einfach. Du Arsch! Wir hatten eine andere Absprache. Gerade wenn wir doppelt unterwegs sind. Aber bitte verschon mich mit irgendwelchen pseudoreligiösen Sprüchen. Tischtennis ist nun mal kein Feng Shui. Auch wenn der Schiedsrichter in der falschen Nord-Süd-Achse stand. Und den Aufschlag um 1,6 Grad mehrfach im anderen Feld sah. Geh mir nicht mit solchen Kleinigkeiten auf die Nüsse, sondern lass uns so ein Doppel auch mal gewinnen. Ich bin da mittlerweile echt pessimistisch. Ja, ich fluche, wenn mir der Vogel auf den Kopf kackt. Optimisten hingegen freuen sich, weil Kühe nicht fliegen können.

Oder warum quälst Du unseren Udo so sehr? Erst nimmst Du ihm die verdeckten Aufschläge. Dann legst Du kürzere Sätze fest. Vergrößerst den Ball von 38 auf 40mm. Und jetzt noch Plastik statt Jute. Und das alles aus dem einzigen Grund, um nur ihn, unseren einzigen Udo, zu ärgern. Ihm den Spass am schweißsparenden Bewegungssport zu nehmen. Wie der Geisterfahrer zum Polizisten. Was heißt hier falsche Richtung? Sie wissen doch gar nicht, wo ich hin will.

Und unser roter Barbar. Der Georg mit den Haaren. Lässt ihn schon wieder diese Berg- und Talfahrt erleben. Ihn. Den Becker der ausgekühlten Sporthalle. Den Boris des Pingpong. Der Weg in sein Wohnzimmer ist das persönliche Ziel. Auf die Couch. Er will da direkt hin. Möglichst aber ohne Sonne, ohne Brand. Muss auch nicht im Sommer sein. Sommer ist übrigens auch scheiße. Bier wird warm, Schokolade schmilzt. Und unförmige Menschen haben kaum Klamotte an. Bin ich froh, dass endlich Herbst ist.

Ja, ja, das Pingpong-Leben könnte so schön sein. So einfach. Und die drei läßt Du es verstehen. Den Daniel. Den Christian. Und auch den Martin. Alles drei Taktikfüchse. Und auch Verbal-Strategen. Der Aufschlag kommt lang in Rückhand. Mit Seit-unter-über. Den Return läßt Du mit einem Birdie beantworten. Der Gegner holt zum Touchdown aus. Daniel legt auf Martin, übergeht dabei zwar Christian, finished dann mit einer Rückhand über Kopf. Musstest Du den Gegner hier folden lassen? Konnte er nicht alles haben? Außer einem Flush. Und einer Straße vielleicht!? Egal, war alles vorher bereits tausendfach durchgekaut.

Und damit schliesst Du den Kreis. Der fette Pot in Ahlten beim HSV der Landesliga. Abgerundet durch das bereits auf dem Flop verlorene All-in gegen den SC Marklohe. Quasi der 1. FC Kaiserslautern der Saison 1998. Gern geschehen. Wir beten die Netzlehre an. Und den Kantenball zum 11:9 im Fünften. Unsere Religion ist voll von Nächstenliebe. Geben ist seliger denn Nehmen. Ok, das war jetzt gelogen. Aber in unseren Pingpong-Geboten steht auch nix davon, Dir immer die Wahrheit zu sagen. Deshalb ist auch das Spiel gegen Barienrode am kommenden Samstag völlig unwichtig! Ehrlich.

Amen.